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Die Biesdorfer Mühle – 1375-1995

Mühlenstandort biesdorfer Mühle
Der Mühlenstandort um 1830
Ausschnitt Plan Glaeser um 1830
Quelle: StAP, Montage: J. Wolf

Die Biesdorfer Bauern mußten bis 1713/14 auf der zum Amte Mühlenhof gehörigen Lindenberger Mühle mahlen lassen. Die Nachrichten über frühere Mühlen im Ort sind sehr vage.
Ab 1713 ist Mühlenmeister Peter Schultz der erste namentlich bekannte Müllermeister in Biesdorf. Er war vorher in Lindenberg, südlich von Bernau, Müller gewesen und hatte sich mit anderen Müllern um den Neubau einer Mühle im Raum Friedrichsfelde-Lichtenberg beworben. Meister Schultz errichtete 1736 ein neues Wohnhaus, er starb im selben Jahr. Zu dieser Zeit arbeitete bereits der Müllerbursche Georg Schäling auf der Mühle, der die Tochter der Witwe heiratete und den Betrieb weiterführte.
Meister Friedrich Koch vermochte in seinen zwei Jahren als Müller in Biesdorf nicht einmal die Pacht zu zahlen, geschweige denn Gewinn zu erzielen. Wirtschaftliche Schwierigkeiten des Mühlenmeisters Martin Friedrich Beutel nach den Befreiungskriegen führten schon vor der damals geplanten Errichtung von Konkurrenzmühlen in Marzahn (1815) und Kaulsdorf (1816) zum Verkauf der Mühle. Meister Rohleder mußte den Betrieb 1885 nach Zwangsversteigerung aufgeben.
Der letzte Windmüller von Biesdorf, Albert Kascheike heiratete 1905 in die frühere Mühlenbesitzerfamilie Klaehr ein. Er war Mitglied der Biesdorfer Freiwilligen Feuerwehr. Im alten Müllerhaus Alt-Biesdorf 46 betrieb er wie die meisten Müller seiner Zeit eine Fouragehandlung (Futtermittel), denn die Erträge der Mehlmüllerei reichten zur Ernährung einer ganzen Familie schon lange nicht mehr aus. Im I. Weltkriege wurde den Müllern und auch den Bauern eine Zwangsbewirtschaftung und Rationierung aller Getreide- und Mehlvorräte auferlegt. Das bedeutete, nur noch mit amtlicher Mahlkarte mahlen zu dürfen. Die Praxis in den Dörfern sah freilich anders aus. Zur Ernährung der Viehbestände wurde mit der stromsperreunabhängigen Windkraft häufig schwarz gemahlen. Meister Kascheike wurde dabei erwischt und die Mühle kurzerhand von Amts wegen versiegelt. Dadurch konnte er sie nicht mehr nach dem Wind drehen, so dass sie im Jahre 1917 bei einem Sturm umstürzte und anschließend verheizt wurde. Die Familie Kascheike zog 1934 nach Mahlsdorf.
Der Mühlenstandort ist nur noch auf den Plänen nachweisbar, er verschwand bei der Erhöhung der Biesdorfer Höhe. Das Müllerhaus stand noch bis ca. 1995 und wurde für die Errichtung eines Baumarktes trotz Denkmalschutz abgerissen.

Die Mühlenchronik in Übersicht

1375 – Ersterwähnung von „Bysterstorff“ mit Windmühle

1701 – Neubau einer Windmühle (Brandenburgisches Müllerarchiv)

1713-14 – Pachtvertrag mit Müller Peter Schultz für den Neubau der Mühle

1736 – Georg Schäling übernahm den Betrieb und reparierte die baufällig gewordene Mühle

1773 – Übernahme der Mühle durch Müller Friedrich Koch

1775 – Verkauf der Mühle an Meister Georg Beutel

1792 – Neubau der Mühle, Blitzschlag, Reparatur durch Meister Beutel

1814 – Verkauf der Mühle von Martin Friedrich Beutel an Gottlieb Lehmann

1818 – Die Mühle brannte ab (Meister Gottlieb Lehmann, Nacht vom 21. – 22. Februar)

1822 – Mühlenneubau unter Meister [Glienicke ] nach Zwangsversteigerung des Grundstückes

1840 – Separation (Ablösung landesherrlicher Lasten) unter Mühlenmeister Johann Friedrich August Beutel

1861-74 – Meister Albert Heller, Geburt von 6 Kindern in seiner Familie

1881 – Meister Wilhelm Rohleders Familie durch die Geburt von 3 Kindern nachweisbar

1885 – Zwangsversteigerung von Mühle und Grundstück (2822 m²) des Mühlenmeisters Wilhelm Rohleder

1887 – Meister Richard Klaehr ist durch die Geburt von 3 Kindern nachweisbar

1896 – Tod von Meister Richard Klaehr (Alter: 42 Jahre)

1905 – Heirat von Müllermeister Albert Kascheike (geb. 2.10.1875, gest. 7.3.1950), Kinder 1906 und 1908

1917 – Ende des Mühlenstandortes Biesdorf

1934 – Umzug der Familie Kascheike nach Mahlsdorf

1995 – Abriss des Müllerhauses